Himmelfahrt by Pauly

Himmelfahrt by Pauly

Autor:Pauly
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-04-20T22:00:00+00:00


MITTWOCH, 1. OKTOBER

»Hast du die alten Damen persönlich im Strada Marina angetroffen oder hast du ihre Taschen an der Rezeption hinterlegt?«, horcht Eleni bei ihrem jüngeren Mitarbeiter, den sie am Morgen gleich als erstes in das nur wenige Schritte vom Kommissariat entfernte Hotel geschickt hat, nach.

Am Tag zuvor hatte Eleni nach Dienstschluss dem Lokal am Solomos-Platz einen Besuch abgestattet und konnte den Diebstahl gleich vor Ort klären. Die Handtaschen waren erfreulicherweise keinem Raub zum Opfer gefallen, sondern warteten abholbereit unter dem Tresen des Kokkinos Vrachos auf ihre Besitzerinnen. Die beiden deutschen Damen waren an jenem Abend zwischen Eisbecher und Wein an einen anderen Tisch übergesiedelt und hatten dabei vergessen, ihr Gepäck mit umzuziehen. Zu ihrem Pech hatte kurz darauf ein Schichtwechsel beim Personal stattgefunden und der übernehmende Kellner hatte die Taschen nicht zuordnen können, sie deshalb kurzerhand in den Innenraum getragen und dort hinterlegt.

»Alles Ok!«, Nionio lässt sich auf seinen Drehstuhl plumpsen. »Die Ladies waren gerade im Frühstücksraum des Hotels und ganz außer sich vor Freude, ihre Besitztümer unbeschadet zurückzubekommen«, antwortet er und legt seine Sonnenbrille auf dem Schreibtisch ab. »Nur gut, dass ich gestern wegen meines Umzugs eher gehen musste und den Bericht über die Angelegenheit noch nicht geschrieben hatte. Ich würde mich schwarz ärgern, wenn ich mir die Mühe umsonst gemacht hätte.«

»Ach ja, dein Umzug«, fällt es der Kommissarin wieder ein. »Hat alles geklappt? Und vor allem: Ist deine Mutter jetzt wieder glücklich?« Aus den Augenwinkeln beobachtet sie, wie Inspektor Gamiras seinem jungen Kollegen einen verächtlichen Blick zuwirft. Ganz gewiss kann er mit seiner altmodischen Denkweise keinerlei Verständnis für den alternativen Lebenswandel seines 28-jährigen Kollegen aufbringen.

»Yeah, meine Ma ist happy.« Er senkt seine Stimme und gibt ihr einen möglichst beiläufigen Klang. »Sie möchte dich übrigens endlich einmal kennenlernen und hat mich beauftragt, dich zu fragen, wann es dir passt.«

»Oh, das ist aber nett«, freut sich Eleni und überlegt nicht lange. »Wie wäre es mit Freitag oder Samstagabend?«

»Well, geht klar. Ich sag ihr Bescheid.« Achselzuckend quittiert Gamiras das immer freundschaftlicher werdende Verhältnis seiner beiden Kollegen.

»Ich fahre noch mal zum Laganas«, gibt die Kommissarin kurz darauf bekannt und dreht sich auf ihrem Bürostuhl schwungvoll vom Tisch weg. »Vielleicht kann ich ja im Ionian Islands oder im Ammoudia noch irgendetwas herausfinden, das die Schildkrötenschützer weiter be- oder entlastet. Herr Gamiras …«, sie wendet sich dem älteren Inspektor zu, »Sie machen mir bitte die Auflistung der Einbrüche und Diebstähle für das dritte Quartal fertig und du, Nionio …« – sie schwingt auf ihrem Sitz herum – »könntest dich weiter mit dem umfangreichen Freundeskreis unseres toten Tavernenbesitzers beschäftigen. Ich bin wohl gegen Mittag zurück.«

Die Kommissarin steuert zunächst das Hotel des seligen Nikos Fotopoulos an. Hinter der Rezeption steht dieses Mal ein junger Mann. Sein glattes, schwarzes Haar ist mit reichlich Gel am Kopf festgeklebt. Er trägt ein hellblaues Hemd auf eine dunkelblaue Hose mit ordentlicher Bügelfalte.

»Guten Morgen, ich bin Kommissarin Mylona«, stellt Eleni sich vor.

»Ah ja, guten Morgen und einen guten Monat. Konstantinos mein Name, Gregoris Konstantinos. Ich habe bereits von Ihnen gehört.



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